Schaut ein guter Freund weg?

Okt 8, 2023

Von Ding Li, Die Vereinigten Staaten

Schwester Barbara und ich kannten uns seit zwei Jahren und hatten ein gutes Verhältnis zueinander aufgebaut, und jedes Mal, wenn wir uns unterhielten, kam es mir vor, als könnten wir ewig weiterreden. Oft sprachen wir über unsere Erfahrungen und was sie uns gebracht hatten. Wann immer ihr etwas passierte, kam sie zu mir, und wann immer ich ein Problem hatte, wollte ich mit ihr Gemeinschaft halten. Bei ihrem gemeinschaftlichen Austausch war sie immer geduldig, und ich schätzte dieses enge Verhältnis zwischen uns sehr. Für mich war es großartig, eine Schwester an meiner Seite zu haben, die mir helfen und mich unterstützen konnte.

Letztes Jahr hörte ich ungewollt mit, wie Barbara sich mit einigen Schwestern über die tollen Ergebnisse unterhielt, die sie in letzter Zeit bei ihrer Evangeliumsarbeit erzielt hatte, und wie viele der Leute, denen sie predigte, voll religiöser Auffassungen waren und dann, durch Gebet und Vertrauen auf Gott, durch gemeinschaftlichen Austausch und Lesungen von Gottes Wort sich bald entschieden, Gottes Werk der Letzten Tage anzunehmen. Die Schwestern sahen sie daraufhin bewundernd an, schwirrten um sie herum und stellten ihr alle möglichen Fragen, um für sich gute Wege der Praxis zu finden. Ich war ein wenig besorgt und dachte: „Es freut mich, dass es bei ihrer Evangeliumsarbeit so gut läuft, doch sie sprach nur über ihre tollen Ergebnisse und nicht darüber, wie genau sie vorgegangen ist, und sie bezeugte auch nicht, wie Gott sie in dieser Zeit geführt hatte. Gibt sie nicht einfach nur an, wenn sie so redet?“ Ein paar Tage später sagte Schwester Faye zu mir: „Barbara ist so begabt und hat bei ihrer Evangeliumsarbeit schon so großartige Ergebnisse erzielt. Sie sagte, dass sie bei einer Versammlung sogar von einem Leiter gebeten wurde, über ihre Erfahrungen Gemeinschaft zu halten.“ Mein Herz setzte einen Schlag aus, als ich das hörte: Warum sagt Barbara so etwas? Faye blickt jetzt bewundernd zu ihr auf, doch das ist nicht gut für sie. Mir wurde klar, dass Barbara ständig mit den guten Ergebnissen angab, die sie bei ihrer Pflicht erzielte, und ich hatte ein ungutes Gefühl. Gott sagt, dass es ein Zeichen einer satanischen Disposition ist, anzugeben und sich selbst zu erhöhen, also wäre es gefährlich, wenn sie so weitermachen würde. Ich musste etwas dagegen tun, eine Gelegenheit finden, Barbara darauf hinzuweisen. Doch jedes Mal, wenn ich erwog, sie auf dieses Problem anzusprechen, zögerte ich. Ich erinnerte mich an einige Erfahrungen aus früheren Jahren. Janie, meine Arbeitspartnerin, hat oft Glaubenslehren heruntergebetet und andere von oben herab zurechtgewiesen, doch sich selbst nie analysiert oder Selbsterkenntnis erlangt. Ich wies sie auf das Problem hin, und sie hat sich nicht nur geweigert, es zu akzeptieren, sie konterte sogar, indem sie mir meine früheren Misserfolge und Verfehlungen vorhielt. Danach würdigte sie mich kaum mehr eines Blickes. Das machte die Sache für mich wirklich unangenehm und schmerzhaft. Ein anderes Mal wich Schwester Roxanna bei ihrem gemeinschaftlichen Austausch vom Thema ab, und ich wies sie darauf hin. Etwas später, eröffnete sie mir, wie peinlich ihr das war und wie es ihr widerstrebte, dass ich ihr Problem angesprochen hatte, und ob ich ihr wohl das Leben absichtlich schwer machen wollt. In Zukunft würde sie nicht mehr in Versammlungen Gemeinschaft halten. Obwohl sie danach suchte und über ihre Probleme nachdachte und sie erkannte, war es wirklich schwer für mich, so etwas von ihr zu hören. Ab da war ich sehr zurückhaltend, wenn es darum ging, auf die Probleme anderer hinzuweisen. Ich dachte über die gute Beziehung nach, die ich zu Barbara hatte, und fragte mich, was passieren würde, wenn ich sie auf ihr Problem hinwies: Würde sie sich in die Enge gedrängt fühlen? Was würde ich tun, wenn sie mir nicht zuhören wollte und mich nicht mehr leiden konnte, weil sie dachte, ich wolle sie bloßstellen und ihr das Leben schwer machen, und mich dann keines Blickes mehr würdigte? Wir liefen uns jeden Tag immer wieder über den Weg. Das wäre eine wirklich unangenehme Situation. Sie hatte sich auch nicht immer so aufgespielt. Vielleicht würde sie durch das Lesen von Gottes Wort über sich nachdenken und selbst zu dieser Erkenntnis kommen. Dann wäre es egal, und ich müsste nichts sagen.

Eines Tages erzählte mir Barbara, einige Brüder und Schwestern hätten ihr ein paar Ratschläge gegeben. Sie würde bei ihrem gemeinschaftlichen Austausch dazu neigen, anzugeben und andere dazu zu bringen, sie zu bewundern. Das sei ihr ziemlich unangenehm gewesen. Ich war innerlich komplett aufgewühlt, als ich das hörte. Auch mir war in letzter Zeit aufgefallen, dass sie sich aufspielte, doch aus Angst, unserem Verhältnis zu schaden, habe ich es ignoriert und nichts zu ihr gesagt. War das hier nicht die perfekte Gelegenheit? Sollte ich nicht auch die Probleme ansprechen, die mir aufgefallen waren? Doch dann dachte ich, dass sie es gerade schon schwer genug hatte. Würde ich jetzt auch noch etwas sagen, könnte sie das vielleicht nicht verkraften und negativ werden. Mir war auch klar, dass ich sie auf die Probleme hinweisen musste, die ich gesehen hatte, doch ich hatte Angst, sie würde mich für herzlos halten und sich von mir distanzieren. Ich machte mir also wirklich Gedanken darüber, wie ich ihr es taktvoll sagen könnte, in welchem Tonfall und mit welchen Worten und ohne sie in Verlegenheit zu bringen. Also erwähnte ich nur ein paar Beispiele dafür, wie ich mich in der Vergangenheit selbst erhöht hatte und wie ich dann darüber nachgedacht und es erkannt hatte, und nur ganz am Ende kam ich beiläufig auf ihr Problem zu sprechen. Ich fürchtete, sie in Verlegenheit zu bringen, also gab ich ihr ein paar tröstende Worte mit auf den Weg: „Wir alle haben verdorbene Dispositionen, und es ist vollkommen normal, sie zu zeigen. Ich tue das auch. Ich war immer schon sehr arrogant und eingebildet und habe mich oft aufgespielt. Lass dich davon nicht einschränken, du musst die richtige Einstellung zu dir selbst haben.“ Sie sagte dazu nichts. Doch dann passierte etwas, das mich wieder verunsicherte.

Barbara hielt bei einer Versammlung Gemeinschaft über ihr Verständnis von Gottes Wort und sprach dann über eine Erfahrung, die sie vor kurzem bei der Verbreitung des Evangeliums gemacht hatte. Sie erzählte, wie sie einem Pastor predigte, der schon seit Jahrzehnten an den Herrn glaubte. Er war voller religiösen Auffassungen und hatte vielen Gerüchten Glauben geschenkt. Selbst nachdem sie ihm mehrmals das Evangelium gepredigt hatte, weigerte er sich immer noch, es anzunehmen. Doch dann ging sie zu ihm, um mit ihm zu diskutieren und Gemeinschaft zu halten, und mit Hilfe von passenden Abschnitten aus Gottes Wort, die sie gefunden hatte, widerlegte sie seine Auffassungen, eine nach der anderen, und schließlich ließ er nach und nach von ihnen ab und nahm Gottes Werk der letzten Tage an. Als sie fertig geredet hatte, war die Aufmerksamkeit aller auf ihre Evangeliumserfahrung gerichtet und weg von Gottes Wort. Ein kleine Stimme sagte mir damals, dass etwas nicht stimmte: Weicht sie nicht vom Thema ab? Obwohl sie über ihre Evangeliumserfahrung Gemeinschaft hielt, fingen alle an, bewundernd zu ihr aufzuschauen, als sie ausgeredet hatte. Gibt sie hier nicht gerade an? Ich wollte sie darauf hinweisen, sie dazu bringen, nicht mehr über dieses Thema zu sprechen, doch ich brachte die Worte einfach nicht über die Lippen: Wenn ich sie vor so vielen Leuten unterbreche, wird sie das nicht zutiefst beschämen? Es stimmte, dass Barbara einige Ergebnisse bei ihrer Evangeliumsarbeit erzielt hatte, wenn ich also jetzt etwas zu ihr sage, werden dann alle glauben, ich sei eifersüchtig und mache ihr absichtlich das Leben schwer? Vielleicht sind ihre Absichten gut und sie will sich gar nicht aufspielen? Also habe ich nichts gesagt, doch ich konnte nicht die nötige Ruhe finden, um über Gottes Worte nachzudenken, und meinem gemeinschaftlichen Austausch fehlte Erleuchtung, ich sprach nur ein paar uninspirierte Worte, und so nahm die Versammlung ein Ende.

In dieser Nacht wälzte ich mich die ganze Zeit hin und her und konnte nicht schlafen. Ich musste ständig daran denken, was Barbara gesagt hatte, um bei der Versammlung anzugeben, und an den Ausdruck von Bewunderung auf den Gesichtern aller Anwesenden. Was sie in ihrem gemeinschaftlichen Austausch gesagt hatte, half den anderen nicht, Gottes Wort besser zu verstehen, sondern lenkte vielmehr die Aufmerksamkeit aller auf ihre Evangeliumsarbeit, und so hatte die Versammlung nichts Gutes bewirkt. Aus Angst, sie ihn Verlegenheit zu bringen, habe ich nichts gesagt und versäumte es, das Gemeindeleben zu schützen. Verhielt ich mich nicht wie jemand, der es allen recht machen wollte und keinen Gerechtigkeitssinn hatte? Mir kam eine Passage aus Gottes Wort in den Sinn: „Du solltest dich selbst sorgfältig überprüfen, um zu sehen, ob du ein korrekter Mensch bist. Werden deine Ziele und Absichten mit Blick auf Mich festgelegt? Erfolgen alle deine Worte und Handlungen in Meiner Gegenwart? Ich überprüfe alle deine Gedanken und Ideen. Fühlst du dich nicht schuldig? … Glaubst du, du kannst das Essen und Trinken, das Satan diesmal gestohlen hat, nächstes Mal wettmachen? Also siehst du es jetzt klar; kannst du das wiedergutmachen? Kannst du die verlorene Zeit wiedergutmachen? Ihr müsst euch sorgfältig überprüfen, um zu sehen, warum bei den letzten paar Versammlungen kein Essen und Trinken erfolgt ist und wer diese Schwierigkeiten verursacht hat. Ihr müsst einer nach dem anderen Gemeinschaft halten, bis es klar ist. Wenn so ein Mensch nicht stark eingeschränkt wird, werden es die Brüder und Schwestern nicht verstehen, und dann wird es einfach wieder passieren. Eure geistigen Augen sind geschlossen; zu viele von euch sind blind! Zudem sind diejenigen, die sehen, darüber sorglos. Sie stehen nicht auf und machen den Mund nicht auf, auch sie sind blind. Diejenigen, die sehen, aber den Mund nicht aufmachen, sind stumm. Es sind viele mit Gebrechen hier(Das Wort, Bd. 1, Das Erscheinen und Wirken Gottes: Kundgebungen Christi am Anfang, Kapitel 13). Gottes Wort hat mich tief erschüttert. Ich dachte daran, wie Barbara bei ihrem gemeinschaftlichen Austausch vom Thema abgewichen war, die Zeit aller vergeudet und unsere Versammlung beeinträchtigt hatte, und ich hatte einfach schweigend zugesehen. Immer wieder dachte ich bei mir: „Ich wusste ganz genau, dass Barbara vom Thema abwich, warum also habe ich das Gemeindeleben nicht beschützt? Warum habe ich lieber geschwiegen?“ Erstens war ich mir nicht sicher, ob das, was Barbara tat, wirklich Angeberei und Selbsterhöhung war. Es stimmte, dass Barbara eine gewisse Erfahrung bei der Verbreitung des Evangeliums hatte, und über solche Erfahrungen Gemeinschaft zu halten konnte für andere nützlich sein. Konnte man es dann überhaupt Angeberei nennen, wenn sie auf diese Weise Gemeinschaft hielt? Zweitens war ich besorgt, dass ich keine klare Sicht der Dinge hatte, dass ich sie, wenn ich etwas sagte, einschränken würde und dass die anderen glauben könnten, ich würde nur etwas sagen, weil ich eifersüchtig war.

Bei der Versammlung am nächsten Tag brachte ich meine Sorgen zur Sprache und bat einige der Schwestern um Hilfe. Zusammen lasen wir einen Abschnitt aus Gottes Wort: „Sich selbst erhöhen und bezeugen, sich selbst zur Schau stellen, versuchen, die Leute dazu zu bringen, eine hohe Meinung von einem zu haben – die verdorbene Menschheit ist zu all diesen Dingen fähig. Auf diese Weise reagieren Menschen instinktiv, wenn sie von ihrer satanischen Natur beherrscht werden, und das ist der ganzen verdorbenen Menschheit gemein. Wie erhöhen und bezeugen sich Menschen normalerweise selbst? Wie erreichen sie dieses Ziel? Sie bezeugen, wie viel Arbeit sie geleistet haben, wie viel sie gelitten haben, wie sehr sie sich eingebracht haben und welchen Preis sie gezahlt haben. Sie nehmen diese Dinge als Kapital, um sich selbst zu erhöhen, was ihnen einen höheren, festeren und sichereren Platz in den Köpfen der Menschen verschafft, sodass mehr Menschen sie schätzen, bewundern, respektieren und sogar verehren, vergöttern und ihnen folgen. Um dieses Ziel zu erreichen, tun die Menschen viele Dinge, die oberflächlich betrachtet Gott bezeugen, im Wesentlichen aber sie selbst erhöhen und bezeugen. Ist es vernünftig, so zu handeln? Sie liegen außerhalb des Vernunftsbereichs. Diese Menschen haben keine Scham: Sie bezeugen ungeniert, was sie für Gott getan haben und wie viel sie für Ihn gelitten haben. Sie stellen sogar ihre Gaben, Talente, Erfahrungen, besonderen Fähigkeiten zur Schau, ihre ausgeklügelten Techniken für ihr eigenes Verhalten, die Mittel, die sie verwenden, um mit Menschen zu spielen usw. Ihre Methode, sich selbst zu erhöhen und zu bezeugen, besteht darin, sich selbst zur Schau zu stellen und andere herabzusetzen. Sie verstellen und tarnen sich auch, verstecken ihre Schwächen, Unzulänglichkeiten und Defizite vor den Menschen, damit diese immer nur ihre Großartigkeit sehen. Sie trauen sich nicht einmal, anderen Menschen zu sagen, wenn sie sich negativ fühlen. Es fehlt ihnen der Mut, sich zu öffnen und mit ihnen Gemeinschaft zu halten, und wenn sie etwas falsch machen, tun sie ihr Bestes, um es zu verbergen und zu vertuschen. Sie erwähnen niemals den Schaden, den sie dem Werk der Kirche bei der Ausführung ihrer Pflicht zugefügt haben. Wenn sie jedoch einen kleinen Beitrag geleistet oder einen kleinen Erfolg erzielt haben, prahlen sie schnell damit. Sie können es kaum erwarten, die ganze Welt wissen zu lassen, wie fähig sie sind, wie groß ihr Kaliber ist, wie außergewöhnlich sie sind und wie viel besser sie als normale Menschen sind. Ist dies nicht eine Art, sich selbst zu erhöhen und zu bezeugen?(Das Wort, Bd. 4, Antichristen entlarven: Punkt 4. Sie erhöhen und bezeugen sich selbst). Was durch Gottes Wort offenbart wurde, ließ mich verstehen, dass es eines der Zeichen von Antichristen, die sich selbst erhöhen, ist, ihr Talent, ihre Stärken, ihre Beiträge und ihre Errungenschaften vor anderen zur Schau stellen, damit die Leute sie für talentiert und kompetent halten und sie deren Respekt und Bewunderung für sich gewinnen können. Das Evangelium zu verbreiten und Gott zu bezeugen sind grundsätzlich positive Dinge. So talentiert, wie sie bei der Evangeliumsarbeit ist: Hätte Barbara über die Schwierigkeiten Gemeinschaft gehalten, auf die sie dabei gestoßen war, darüber, wie sie sich dann auf Gott verließ und Sein Wirken erfahren hat, und darüber, was sie daraus gewonnen und gelernt hatte und welche guten Wege der Praxis sie daraus ziehen konnte, wäre ihr gemeinschaftlicher Austausch erbaulich gewesen. Barbara sprach aber nur darüber, wie viele Menschen sie bekehrt hatte, wie viel sie gelitten und welchen Preis sie gezahlt hatte, und niemand, der sich ihre Erfahrungen anhörte, gewann dadurch ein besseres Verständnis von Gott oder mehr Klarheit darüber, wie man praktizieren oder Probleme angehen sollten. Stattdessen erfuhren sie nur mehr über sie, dass sie Talent und gutes Kaliber für das Weitergeben des Evangeliums besaß und passionierter als andere war. Alle lobten und beneideten sie und fühlten sich zutiefst unzulänglich. Ich erkannte, dass Angeberei und Selbstverherrlichung andere Resultate mit sich bringt, als Gott zu bezeugen. Der gemeinschaftliche Austausch bestätigte meine früheren Ansichten, und mir wurde klar, dass ein Großteil von dem, was Barbara sagte, nicht Gott bezeugte, sondern nur dazu diente, um sich selbst zu erhöhen und anzugeben. Sie legte die Disposition eines Antichristen an den Tag, und das würde Gottes Abscheu und Hass nach sich ziehen. Die Schwestern erinnerten mich auch daran, dass sich Barbara der verdorbenen Disposition, die sie zeigte, vielleicht noch nicht bewusst war, in welchem Fall wir sie liebevoll darauf hinweisen sollten. Wir dürften nicht versuchen, es allen recht zu machen, nur um unsere Beziehungen zu anderen zu wahren. Die Worte der Schwestern beschämten mich, und ich beschloss, so bald wie möglich mit Barbara Gemeinschaft zu halten.

Nach dem Meeting konnte ich mich einfach nicht beruhigen. Ich hatte Barbaras Probleme schon früher bemerkt, mich aber nicht getraut, sie darauf hinzuweisen, und selbst wenn ich etwas sagte, erwähnte ich das Problem nur am Rande, ohne etwas zu erreichen, weshalb sich Barbara ihres Problems nie wirklich bewusst wurde oder darüber nachdachte. Diese Gedanken erfüllten mich mit Unbehagen und Schuldgefühlen, und ich fragte mich: „Normalerweise bin ich in Barbaras Gesellschaft immer fröhlich und lebhaft und erzähle ihr alles, warum also fällt es mir so schwer, sie auf ihre Probleme hinzuweisen? Warum bringe ich die Worte nicht über die Lippen?“ In meiner Suche und meiner Selbstreflexion las ich Gottes Wort. „Ihr alle habt eine gute Bildung. Ihr alle achtet auf eine gewählte und dezente Art zu sprechen und darauf, wie ihr redet: Ihr seid taktvoll und habt gelernt, die Würde und den Stolz anderer nicht zu verletzen. Ihr lasst den Menschen mit euren Worten und Handlungen Platz, sich zu lavieren. Ihr tut alles, was ihr könnt, für das Behagen der Menschen. Ihr stellt ihre Narben oder Unzulänglichkeiten nicht bloß und ihr versucht, sie nicht zu verletzen oder zu beschämen. Das ist das zwischenmenschliche Prinzip, nach dem sich die meisten Menschen verhalten. Und welche Art von Prinzip ist das? (Es ist das Prinzip, ein Schmeichler zu sein; es ist hinterlistig und gerissen.) Es ist hinterhältig, gerissen, listig und heimtückisch. Hinter den lächelnden Gesichtern der Menschen liegen zahlreiche böswillige, heimtückische und verabscheuungswürdige Dinge(Das Wort, Bd. 3, Die Diskurse des Christus der letzten Tage: Sechs Indikatoren für geistliches Wachstum im Leben). „Diejenigen, die den Mittelweg beschreiten, sind die heimtückischsten Menschen von allen. Sie kränken niemanden, sie sind geschickt und aalglatt, sie sind gut darin, in allen Situationen mitzuspielen, und niemand kann ihre Fehler sehen. Sie sind wie ein leibhaftiger Satan!(Das Wort, Bd. 3, Die Diskurse des Christus der letzten Tage: Nur indem man die Wahrheit praktiziert, kann man die Fesseln einer verderbten Gesinnung abschütteln). „In der Lebensphilosophie gibt es einen Grundsatz, der besagt, ‚Sich über die Fehler guter Freunde in Stillschweigen zu hüllen, sorgt für eine lange und gute Freundschaft.‘ Das bedeutet, dass man, um ein freundschaftliches Verhältnis zu bewahren, über die Probleme des Freundes schweigen muss, auch wenn man sie deutlich sieht, dass man die Grundsätze einhalten sollte, anderen nicht ins Gesicht zu schlagen oder ihre Unzulänglichkeiten anzuprangern. Sie sollen sich gegenseitig täuschen, sich voreinander verstecken, Intrigen gegeneinander ausführen; und obwohl sie ganz genau wissen, was für ein Mensch der andere ist, sagen sie es nicht freiheraus, sondern wenden listige Methoden an, um ihre freundschaftliche Beziehung zu bewahren. Warum sollte man solche Beziehungen aufrechterhalten wollen? Es geht darum, sich in dieser Gesellschaft, innerhalb seiner Gruppe, keine Feinde machen zu wollen, was bedeuten würde, dass man sich oft in gefährliche Situationen begibt. Da du weißt, dass jemand zu deinem Feind werden und dir schaden wird, nachdem du seine Unzulänglichkeiten angeprangert oder ihn verletzt hast, und da du dich nicht in eine solche Lage bringen möchtest, wendest du folgenden Grundsatz der Lebensphilosophie an: ‚Wenn du andere schlägst, schlag ihnen nie ins Gesicht; wenn du andere bloßstellst, stelle nie ihre Unzulänglichkeiten bloß‘. Wenn zwei Menschen in einer solchen Beziehung stehen, gelten sie angesichts dessen dann als wahre Freunde? (Nein.) Sie sind keine wahren Freunde und schon gar keine Vertrauten. Um was für eine Art von Beziehung handelt es sich also genau? Handelt es sich nicht um eine grundlegende soziale Beziehung? (Doch, das tut es.) In solchen sozialen Beziehungen können die Menschen weder ihre Gefühle darbringen oder einen tiefen Austausch führen noch über das sprechen, worüber sie sprechen wollen. Sie können nicht laut aussprechen, was sie auf dem Herzen haben, bzw. die Probleme laut aussprechen, die sie im anderen sehen, oder Worte, von denen der andere profitieren würde. Stattdessen suchen sie sich nette Dinge aus, die sie sagen, um die Gunst des anderen zu erhalten. Sie wagen es nicht, die Wahrheit zu sagen oder die Grundsätze aufrechtzuerhalten, um bei anderen keine Feindseligkeit hervorzurufen. Wenn niemand für sie bedrohlich ist, lebt diese Person dann nicht relativ in Ruhe und Frieden? Ist dies nicht das Ziel der Menschen, wenn sie den Spruch ‚Wenn du andere schlägst, schlag ihnen nie ins Gesicht; wenn du andere bloßstellst, stelle nie ihre Unzulänglichkeiten bloß‘ propagieren? (Das ist es.) Es handelt sich eindeutig um eine gerissene, betrügerische Art der Existenz, die ein defensives Element enthält und deren Ziel die Selbsterhaltung ist. Menschen, die so leben, haben keine Vertrauten, keine engen Freunde, bei denen sie sagen können, was immer sie wollen. Sie gehen defensiv miteinander um, berechnend und strategisch, wobei jeder das aus der Beziehung mitnimmt, was er braucht. Ist das nicht so? Im Grunde genommen ist das Ziel des Satzes ‚Wenn du andere schlägst, schlag ihnen nie ins Gesicht; wenn du andere bloßstellst, stelle nie ihre Unzulänglichkeiten bloß‘, andere nicht zu kränken, sich keine Feinde zu machen und sich selbst zu schützen, indem man niemandem Schaden zufügt. Es ist eine Technik und Methode, die man übernimmt, um nicht zu Schaden zu kommen. Wenn man diese verschiedenen Facetten des Wesens des moralischen Verhaltens der Menschen betrachtet, ist dessen Forderung ‚Wenn du andere schlägst, schlag ihnen nie ins Gesicht; wenn du andere bloßstellst, stelle nie ihre Unzulänglichkeiten bloß‘, dann etwas Nobles? Ist sie positiv? (Nein.) Was lehrt sie die Menschen dann? Dass du niemanden verärgern oder verletzen darfst, sonst wirst du derjenige sein, der am Ende zu Schaden kommt; und auch, dass du niemandem vertrauen solltest. Wenn du einem deiner guten Freunde weh tust, wird sich die Freundschaft still und leise verändern: Er wird nicht mehr dein guter, enger Freund sein, sondern zu einem Fremden oder einem Feind werden. … Wozu führt letzten Endes das, was dieser Spruch die Menschen lehrt? Macht es die Menschen ehrlicher oder betrügerischer? Es führt dazu, dass die Menschen betrügerischer werden; die Herzen der Menschen entfernen sich weiter voneinander, die Distanz zwischen den Menschen wird größer und die Beziehungen der Menschen werden komplizierter; das ist gleichbedeutend mit einer Komplikation der sozialen Beziehungen der Menschen. Die offene Aussprache zwischen den Menschen geht verloren, und es kommt eine Mentalität auf, bei der man sich voreinander in Acht nimmt. Können die Beziehungen der Menschen auf diese Weise noch normal sein? Wird sich das soziale Klima verbessern? (Nein.) Deshalb ist also der Ausspruch ‚Wenn du andere schlägst, schlag ihnen nie ins Gesicht; wenn du andere bloßstellst, stelle nie ihre Unzulänglichkeiten bloß‘, offensichtlich falsch. Menschen zu lehren, so vorzugehen, kann sie nicht dazu bringen, normale Menschlichkeit auszuleben, außerdem kann es die Menschen nicht redlich, ehrlich, aufrichtig oder offen machen. Es kann auf keinen Fall irgendetwas Positives zustande bringen(Das Wort, Bd. 6, Das Streben nach der Wahrheit: Was es bedeutet, nach der Wahrheit zu streben (8)). Als ich Gottes Worte las, wurde mir klar, dass ich mich im Umgang mit Barbara auf satanische Philosophien verließ, wie „Über die Fehler guter Freunde zu schweigen, ermöglicht eine gute und lange Freundschaft“, „Schlage nie unter die Gürtellinie“ und „Mit jedem weiteren Freund öffnet sich eine weitere Tür“. Bis dahin hatte ich diese Philosophien als Richtlinien für den Umgang mit anderen Menschen betrachtet. Nur so konnte ich, meiner Meinung nach, zwischenmenschliche Beziehungen aufrechterhalten, andere nicht kränken und mir selbst keinen Ärger einhandeln. Durch die Offenbarung in Gottes Wort erkannte ich endlich, dass diese Philosophien durchtriebene, betrügerische und verräterische Lebensweisen waren, die die Menschen dazu brachten, voreinander auf der Hut zu sein, und ein aufrichtiges Miteinander und Liebe zueinander verhinderten. Sich anderen gegenüber so zu verhalten verhindert zwar, sie zu kränken und sich Ärger einzuhandeln, doch es verhindert auch, wahre Freundschaften zu schließen, und führt nur dazu, dass die Leute immer falscher und betrügerischer werden. Auch verstand ich, dass man im Umgang mit anderen offen und ehrlich sein sollte, und wenn man bei anderen ein Problem bemerkt, sollte man sich von seinem Mitgefühl leiten lassen, um ihnen so gut man kann zu helfen. Selbst wenn sie es in dem Moment nicht akzeptieren können und einen falsch verstehen, muss man sich trotzdem an diese Grundsätze halten und sie mit den richtigen Absichten ansprechen. Menschen, die die Wahrheit wirklich annehmen, sind vielleicht kurzzeitig beschämt und widersetzen sich, wenn man sich mit ihnen befasst, doch werden sie später in der Lage sein, die Wahrheit zu suchen und über sich selbst nachzudenken. Sie werden es denjenigen, die sie zurechtgewiesen haben, nicht übel nehmen, sondern ihnen vielmehr dankbar sein. Ich dachte an meine Begegnungen mit Barbara zurück. Bei mehreren Gelegenheiten hatte ich ohne Zweifel gesehen, dass sie sich vor anderen aufspielte und die anderen sehr viel von ihr hielten, doch ich hatte Angst, es könnte ihr Ego kränken, wenn ich sie auf ihr Problem hinwies, und dass sie mich dann in Zukunft meiden würde. Um also unser gutes Verhältnis zu bewahren, habe ich ihr weder geholfen noch etwas gesagt, als sie ihre Verdorbenheit zeigte, was zur Folge hatte, dass sie ihr Problem nicht erkannte und nicht darüber nachdachte und zurück in ihre alten Verhaltensmuster fiel. Weil ich nach diesen satanischen Philosophien lebte, ging es mir nur darum, mein Verhältnis zu Barbara zu schützen und dass sie mich für verständnisvoll und einfühlsam hält. Auf ihren Lebenseintritt hatte ich keine Rücksicht genommen. Hätte ich sie nur schon früher auf die Probleme, die ich bemerkt hatte, aufmerksam gemacht, hätte sie vielleicht ein gewisses Verständnis ihrer verdorbenen Disposition gehabt und würde bei Versammlungen nicht so unvernünftige Sachen sagen. Um unsere Beziehung zu bewahren, wollte ich ihr alles recht machen! Das war ernsthaft schädliches Verhalten! Dann kam mir eine andere Schwester in den Sinn, mit der ich einmal zu tun hatte. Mir war aufgefallen, dass sie sich bei ihrer Pflicht oft keine Mühe gab, und als man sie auf ihre Probleme hinwies, fing sie an zu diskutieren und hat es nicht akzeptiert. Ich hatte mit ihr Gemeinschaft halten wollen, um ihr dabei zu helfen, über sich selbst nachzudenken, hatte aber das Gefühl, dass sie schon ziemlich alt war, und wenn ich sie auf ihr Problem hinwies, würde ich ihr Ego kränken und sie denken lassen, ich sei zu streng. Also ignorierte ich einfach ihr Problem und blieb ihr gegenüber nach außen hin fröhlich, gesprächig und freundlich. Erst nachdem sie entlassen wurde, weil sie sich bei ihrer Pflicht keine Mühe gab, bereute ich, ihr nicht schon früher geholfen zu haben. Erst nachdem sie weg war, hielt ich mit ihr über ihre Probleme Gemeinschaft. Und sie hat dann zwar ihr Problem erkannt, machte mir aber Vorwürfe, sie nicht schon früher darauf hingewiesen zu haben, und meinte, wenn sie eine Chance gehabt hätte, sich früher zu bessern, wäre sie vielleicht nicht entlassen worden. Bei diesem Gedanken wurde mir endlich klar, dass nach diesen Philosophien zu leben und es allen recht zu machen nicht dasselbe ist, wie ein wirklich guter Mensch zu sein. Es zeugt weder von Aufrichtigkeit noch von Mitgefühl für andere, sondern ist egoistisch und hinterlistig. Ich lebte eine satanische Disposition aus und widerte Gott an. Barbara war immer so aufrichtig zu mir gewesen, doch ich hatte mich im Umgang mit ihr nur auf diese Philosophien gestützt und nicht die Wahrheit praktiziert. Mir ging es nur darum, sie nicht zu kränken und ihr gutes Bild von mir zu bewahren, und wenn sie ihre Verdrobenheit an den Tag legte, ignorierte ich es einfach. War ich ihr eine gute Freundin, wenn ich mich so verhielt? Ich erkannte, dass „Über die Fehler guter Freunde zu schweigen, ermöglicht eine lange und gute Freundschaft“ wirklich eine von Satans Lügen war, und ich wollte nicht mehr danach leben.

In meinen Überlegungen entdeckte ich einen weiteren Grund, warum ich mich nicht traute, Barbaras Problem anzusprechen: eine falsche Auffassung, die ich vertrat. Ich hatte immer geglaubt, andere auf ein Problem hinzuweisen würde eine ihrer Schwächen bloßstellen, ihr Ego verletzen und sie wahrscheinlich kränken, und es würde einem niemand vergelten. Bei Barbara hatte ich immer Angst, sie würde sich gekränkt fühlen, wenn ich auf ihr Problem hinwies, und dass es unser Verhältnis ruinieren würde, was es mir sehr schwer machte, die Wahrheit zu praktizieren. Also wandte ich mich an Gott und bat Ihn, mich darin zu führen, mein Problem zu beheben.

In meiner Suche las ich dann diese Worte Gottes: „Gott verlangt von den Menschen, dass sie die Wahrheit sagen, dass sie sagen, was sie denken und dass sie nicht tricksen, andere täuschen, sich über andere lustig machen, sie ins Lächerliche ziehen, sie verhöhnen, sie verspotten, sie einengen, ihre Schwächen aufdecken oder sie verletzen. Sind das nicht die Grundsätze der Rede? Was bedeutet es, wenn man sagt, man solle die Schwächen anderer nicht aufdecken? Es bedeutet, dass man andere Menschen nicht in den Schmutz ziehen soll. Halte nicht an ihren vergangenen Fehlern oder Unzulänglichkeiten fest, um sie zu beurteilen oder zu verurteilen. Das ist das Mindeste, das du tun solltest. Wie äußert sich konstruktives Sprechen auf der proaktiven Seite? Im Wesentlichen ist es ermutigend, orientierend, lenkend, mahnend, verständnisvoll und tröstend. In einigen besonderen Fällen wird es auch notwendig, die Fehler anderer Menschen direkt aufzudecken und sich mit ihnen zu befassen und sie zurechtzustutzen, damit sie Erkenntnis über die Wahrheit erlangen und den Wunsch, Buße tun zu wollen. Erst dann wird die nötige Wirkung erzielt. Diese Art des Praktizierens ist für die Menschen von größtem Nutzen. Es ist für sie eine echte Hilfe, und es ist für sie konstruktiv, nicht wahr? … Und welcher Grundsatz steckt, kurz gesagt, hinter dem Reden? Es ist folgender: Sag, was dir auf dem Herzen liegt, und sprich von deinen echten Erfahrungen und von dem, was du wirklich denkst. Diese Worte sind für die Menschen am nützlichsten, sie versorgen die Menschen, sie helfen ihnen, sie sind positiv. Weigere dich, jene falschen Worte zu sagen, jene Worte, die den Menschen nicht nützen oder sie erbauen; dadurch wirst du vermeiden, ihnen zu schaden oder sie zu Fall zu bringen, sie in Negativität zu stürzen und eine negative Wirkung zu haben. Du musst positive Dinge sagen. Du musst danach streben, Menschen zu helfen, so gut du kannst, ihnen zu nützen, sie zu versorgen, wahren Glauben an Gott in ihnen zu erzeugen; und du musst es möglich machen, dass Menschen geholfen wird und sie durch deine Erfahrungen mit Gottes Worten und der Art und Weise, wie du Probleme löst, viel gewinnen, und den Weg verstehen können, auf dem man das Wirken Gottes erlebt und in die Wirklichkeit der Wahrheit eintritt; das ermöglicht es ihnen, ins Leben einzutreten und ihr Leben zum Wachsen zubringen – all das ist die Wirkung deiner Worte, in denen Grundsätze stecken und die für Menschen erbaulich sind(Das Wort, Bd. 6, Das Streben nach der Wahrheit: Was es bedeutet, nach der Wahrheit zu streben (3)). „Wenn du zu einem Bruder oder einer Schwester eine gute Beziehung hast und er oder sie dich bittet, aufzuzeigen, was es an ihm oder ihr auszusetzen gibt, wie solltest du das dann tun? Das hängt damit zusammen, welche Herangehensweise du wählst. … Wie solltest du also gemäß dem Grundsatz der Wahrheit an diese Sache herangehen? Welche Handlungsweise stimmt mit der Wahrheit überein? Wie viele relevante Grundsätze gibt es? Erstens, bringe andere zumindest nicht ins Straucheln. Du musst zuerst die Schwächen des anderen bedenken und welche Art, mit ihm zu reden, ihn nicht ins Straucheln bringen wird. Das ist das Mindeste, das man bedenken sollte. Wenn du weißt, dass es jemand ist, der wirklich an Gott glaubt und die Wahrheit annehmen kann, solltest du als Nächstes die Initiative ergreifen, ihm zu helfen, wenn du bemerkst, dass er ein Problem hat. Wenn du nichts tust und ihn auslachst, verletzt ihn das und schadet ihm. Jemand, der das tut, besitzt weder Gewissen noch Verstand, und er hegt keine Liebe für andere. Diejenigen, die ein bisschen Gewissen und Verstand haben, können ihre Brüder und Schwestern nicht einfach als Witzfiguren ansehen. Sie sollten an verschiedene Möglichkeiten denken, ihnen dabei zu helfen, ihr Problem zu lösen. Sie sollten die Person verstehen lassen, was passiert ist und worin ihr Fehler lag. Ob derjenige Buße tun kann, ist seine eigene Angelegenheit; wir werden unserer Verantwortung gerecht geworden sein. Selbst wenn er jetzt keine Buße tut, wird früher oder später der Tag kommen, an dem er zur Vernunft kommt, und er wird dir nicht die Schuld geben oder dir etwas vorwerfen. Zumindest darf die Art und Weise, wie du deine Brüder und Schwestern behandelst, nicht unter den Normen für Gewissen und Vernunft liegen. Sei anderen nichts schuldig; hilf ihnen soweit du kannst. Das sollten die Menschen tun. Menschen, die ihre Brüder und Schwestern mit Liebe und im Einklang mit den Grundsätzen der Wahrheit behandeln können, sind die beste Art von Menschen. Sie sind auch die gutherzigsten. Natürlich sind wahre Brüder und Schwestern die Menschen, die die Wahrheit annehmen und praktizieren können. Wenn ein Mensch nur an Gott glaubt, um sich satt zu essen oder um Segnungen zu empfangen, aber die Wahrheit nicht annimmt, dann ist das kein Bruder und keine Schwester. Du musst wahre Brüder und Schwestern nach den Grundsätzen der Wahrheit behandeln. Ganz gleich, wie sie an Gott glauben oder auf welchem Weg sie sich befinden, du solltest ihnen im Geiste der Liebe helfen. Welchen Effekt sollte man mindestens erzielen? Erstens sollte man sie nicht ins Straucheln bringen und sie nicht negativ werden lassen. Zweitens sollte man ihnen helfen und sie dazu bringen, den falschen Weg wieder zu verlassen und drittens sollte man dafür sorgen, dass sie die Wahrheit verstehen und den rechten Weg wählen. Diese drei Arten von Effekt kann man nur dadurch erzielen, dass man ihnen im Geiste der Liebe hilft. Wenn du keine wahre Liebe besitzt, kannst du diese drei Arten von Effekt nicht erzielen, und du könntest nur eine oder bestenfalls zwei erzielen. Diese drei Arten von Effekt stellen auch die drei Grundsätze dar, um anderen zu helfen. Du kennst diese drei Grundsätze und beherrschst sie, aber wie werden sie eigentlich umgesetzt? Verstehst du die Schwierigkeiten des anderen wirklich? Ist das nicht noch ein Problem? Außerdem musst du denken: ‚Worin liegt der Ursprung ihrer Schwierigkeiten? Bin ich imstande, ihnen zu helfen? Wenn meine geistige Größe zu gering ist und ich ihre Probleme nicht lösen kann und sorglos daherrede, dann weise ich ihnen vielleicht den falschen Weg. Abgesehen davon, wie fähig ist dieser Mensch, die Wahrheit zu verstehen, und wie steht es um sein Kaliber? Ist er eigensinnig? Versteht er geistliche Belange? Kann er die Wahrheit annehmen? Strebt er nach der Wahrheit? Wird er eifersüchtig oder negativ werden, wenn er sieht, dass ich fähiger bin als er und ich mit ihm Gemeinschaft halte?‘ All diese Fragen müssen bedacht werden. Nachdem du sie erwogen und dir Klarheit darüber verschafft hast, geh hin und halte mit diesem Menschen Gemeinschaft, lies mehrere Abschnitte aus Gottes Worten vor, die sich auf sein Problem beziehen, und versetze ihn in die Lage, die Wahrheit in Gottes Worten zu verstehen und den Weg zum Praktizieren zu finden. Dann wird das Problem gelöst sein, und er wird aus seiner Notlage herauskommen. Ist das eine einfache Sache? Das ist keine einfache Sache. Wenn du die Wahrheit nicht verstehst, dann wird es nichts bringen, egal, wie viel du sagst. Wenn du die Wahrheit verstehst, dann kann derjenige mit ein paar Sätzen erleuchtet werden und daraus Nutzen ziehen(Das Wort, Bd. 3, Die Diskurse des Christus der letzten Tage: Nur indem man nach der Wahrheit strebt, kann man seine falschen Auffassungen und Missverständnisse über Gott auflösen). Durch Gottes Worte begriff ich: Wenn man die Unzulänglichkeiten anderer bloßstellt, um ihre Schwächen auszunutzen und sie zu kritisieren und zu verurteilen, und wenn man das mit der Absicht macht, sie zu verspotten, zu verhöhnen und sie anzuprangern, dann widert das Gott an. Wenn man aber andere auf ihre Probleme und Unzulänglichkeiten hinweist, weil man ihnen dadurch helfen will, ist das erbaulich und zeugt von Mitgefühl für andere Menschen und Verantwortungsbewusstsein für ihr Leben. Wenn die Leute nach der Wahrheit streben, können sie mit der Hilfe anderer über sich selbst nachdenken und die Wahrheit suchen, um ihre Problem zu lösen, und werden bei ihrem Lebenseintritt Fortschritte machen. Manche Menschen sind jedoch widerständig und sträuben sich dagegen, wenn man sich mit ihnen befasst und sie auf ihre Probleme hinweist. Das zeigt, dass sie die Wahrheit nicht annehmen und dass sie eine Disposition haben, der Wahrheit überdrüssig zu sein. Mir wurde klar, dass ich früher geglaubt hatte, andere auf ihre Probleme hinzuweisen komme einem Bloßstellen ihrer Unzulänglichkeiten gleich und sei eine undankbare Aufgabe. Diese Auffassung hätte nicht falscher sein können. Ich begriff auch, dass es Grundsätze dafür gibt, andere auf ihre Probleme hinzuweisen. Es geht dabei nicht nur darum, gute Absichten zu verfolgen oder Begeisterung zu zeigen, oder darum, Leute unmittelbar auf ihre Probleme hinzuweisen, egal um wen es sich handelt. Manchmal muss man Weisheit walten lassen und sich an die Grundsätze der Wahrheit halten. Das Wichtigste ist, dass man die relevanten Wahrheiten beachtet, dass man anderen dabei hilft, die Wahrheit und Gottes Willen zu verstehen, indem man sie auf gewisse Dinge hinweist, und dass man ihnen einen Weg der Praxis aufzeigt. Nur so wird man den Leuten wirklich helfen. An diesem Punkt erkannte ich endlich, dass ich früher schlechte Ergebnisse erzielte, wenn ich andere auf ihre Probleme hinwies, weil ich nicht nach den Grundsätzen der Wahrheit gesucht hatte. Wie bei Roxanna, die eingebildet war, sich um ihren Ruf sorgte und mit der sich nie zuvor jemand befasst hatte. Als ich bemerkte, dass sie bei ihrem gemeinschaftlichen Austausch vom Thema abschweifte, hätte ich sie nicht nur auf ihr Problem hinweisen, sondern ihr auch die Grundsätze des Gemeinschafthaltens über Gottes Wort erklären sollen, um ihr dabei zu helfen, einen Weg der Praxis zu finden. Auf diese Weise hätte sie sich nicht eingeschränkt gefühlt und gemäß den Grundsätzen Gemeinschaft halten können. Als ich diesen Grundsatz verstand, hatte ich keine Angst mehr, Barbara auf ihre Probleme hinzuweisen, und ich wusste, dass ich ihr mit Mitgefühl und im Einklang mit den Grundsätzen helfen sollte, damit sie nicht den falschen Weg einschlug. In meinem Herzen wandte ich im Gebet an Gott: „Wie kann ich mit Barbara wirkungsvoll Gemeinschaft halten, ohne sie einzuschränken, es ihr aber gleichzeitig ermöglichen, diesen Aspekt der Wahrheit zu verstehen und ihr Problem zu erkennen?“

Wann immer ich Zeit hatte, dachte ich über dieses Problem nach. Ich suchte nach Worten Gottes, die Menschen entlarven, die angeben und sich selbst erhöhen, und ließ sie mir durch den Kopf gehen. Ich bemühte mich, eine Gelegenheit zu finden, mit Barbara offen und ehrlich Gemeinschaft zu halten und mit ihr über die Probleme zu sprechen, die mir in dieser Zeit aufgefallen waren, sowie mit ihr über die Folgen Gemeinschaft zu halten, die Angeberei nach sich zieht, und über die Haltung, mit der Gott so einem Verhalten begegnet. Nach unserem gemeinschaftlichen Austausch erkannte Barbara den Ernst ihres Problems und dass sie von Status besessen war und davon beherrscht wurde, dass es ihr gefiel, in den Herzen anderer einen Platz einzunehmen und von ihnen bewundert zu werden, und dass ein solches Streben Gott anwidert. Bei einer Versammlung analysierte sie dann etwas später offen und ehrlich ihr Verhalten, was allen dabei half, es zu erkennen. Als ich sah, dass Barbara in der Lage war, über ihr Problem nachzudenken, es zu erkennen und sich selbst zu hassen, war ich sehr glücklich. Doch gleichzeitig fühlte ich mich auch schuldig. Ich bereute, dass ich erst jetzt mit ihr Gemeinschaft gehalten und sie darauf hingewiesen hatte. Sie mochte mich nicht weniger, weil ich ihr Problem angesprochen und bloßgestellt hatte, und unsere Freundschaft zerbrach auch nicht daran, sondern wurde noch enger als zuvor. Mir wurde klar: Nur wenn wir nach Gottes Wort leben und uns im Umgang mit anderen an die Grundsätze halten, können wir inneren Frieden finden.

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