Ist Freundlichkeit ein geeignetes Kriterium für gute Menschlichkeit?

Okt 8, 2023

Von Li Xiang, Die Philippinen

Als ich klein war, sagten die Leute immer, ich sei vernünftig und wohlerzogen, kurzum: ein gutes Kind. Nur selten wurde ich auf andere wütend, und nie machte ich Probleme. Nachdem ich in den Glauben eingetreten war, verstand ich mich auch recht gut mit den anderen Brüdern und Schwestern. Ich war tolerant, geduldig und liebevoll. Ich kann mich erinnern, als ich einmal einigen älteren Mitgliedern beibrachte, wie man einen Computer bedient, und sie geduldig wieder und wieder unterrichtete. Auch wenn sie manchmal nur langsam lernten und ich leicht genervt war, gab ich mir Mühe, keine Ungeduld zu zeigen. Ich fürchtete, andere könnten sagen, es mangele mir an liebevoller Freundlichkeit. Folglich sagten die Brüder und Schwester oft, ich habe gute Menschlichkeit, und mein Leiter wählte mich aus, Neulinge zu bewässern, und sagte, dass nur Menschen, die freundlich und geduldig sind, diese Pflicht gut erfüllen könnten. Als ich das hörte, war ich sehr zufrieden mit mir selbst und noch mehr davon überzeugt, dass sympathisch und freundlich zu sein ein Zeichen guter Menschlichkeit war.

Später wurden Schwester Li Ming und ich eingeteilt, als Leiter der Gemeinde zusammenzuarbeiten. Nachdem wir einige Zeit zusammengearbeitet hatten, fiel mir auf, dass Li Ming es vorzog, die Dinge auf ihre Weise zu erledigen, und gerne mal die Fassung verlor. Wenn es nicht so lief, wie sie wollte, wurde sie oft wütend. Außerdem war sie in ihrer Arbeit nicht transparent und oftmals unehrlich. Sie verhielt sich nicht gemäß den Grundsätzen und setzte sich nicht zum Schutz der Kirchenarbeit ein. Eine Zeit lang benutzte sie immer wieder ihr Handy, um Brüder und Schwestern zu kontaktieren. Ich wusste, die Polizei könnte mithören und der Kirche Probleme bereiten, und mehrmals dachte ich daran, sie davon abzuhalten, doch jedes Mal, wenn ich etwas sagen wollte, hielt ich mich zurück. Ich dachte, wenn ich sie direkt auf ihr Problem hinwies, könnte sie glauben, dass ich zwar nach außen hin den freundlichen Menschen gab, in Wort und Tat aber eher unbarmherzig war und man dementsprechend nur schwer mit mir auskommen konnte. Nachdem ich über die Sache nachgedacht hatte, entschloss ich mich zu einem Kompromiss: Ich würde sie einfach fragen, ob sie ihr Handy benutzte oder nicht. Als sie es nicht zugeben wollte, wusste ich, dass sie log, doch ich habe sie weder bloßgestellt noch ihr Einhalt geboten, weil ich befürchtete, es könnte einen Keil zwischen uns treiben und dass sie dann schlechter von mir denken würde. Danach fiel mir auf, dass Li Mings Probleme immer ernster wurden. Einmal erzählten mir einige Brüder und Schwestern, dass ihr Mann, um anzugeben, bei Versammlungen immer über Glaubenslehre sprach, keine praktischen Probleme löste und anderen davon erzählte, wie viel er bei seiner Pflicht litt und opferte, nur damit sie ihn bewunderten. Nachforschungen ergaben, dass er als Leiter ungeeignet war und entlassen werden sollte. Als ich Li Ming davon erzählte, wurde sie sehr ungehalten und sagte, die Bewertung der Brüder und Schwestern sei falsch und ihrem Mann gegenüber nicht fair. Sie fragte sogar, warum wir nicht gegen diejenigen ermittelten, die das Problem gemeldet hatten, sondern nur gegen ihren Mann. Ich war schockiert. Nie hätte ich gedacht, dass Li Ming eine so schlechte Einstellung hatte. In einem Versuch, die Wogen zu glätten, sagte ich zu ihr: „Beruhige dein Herz und suche Gottes Willen in dieser Angelegenheit. Lass dich nicht von deinen Emotionen überwältigen.“ Doch sie hörte mir überhaupt nicht zu und ließ es einfach nicht auf sich beruhen. Aufgrund von Li Mings eigensinniger Behinderung wurde das Problem ihres Mannes nicht gelöst. Bei einer Versammlung danach tadelte Li Ming die Brüder und Schwester und brachte sogar eine Schwester zum Weinen. Li Mings Problem wurde wirklich ernst. Die anderen hatten ihren Mann objektiv und fair bewertet und nur die Fakten vorgebracht, doch weil das ihre Interessen bedrohte, wurde sie wütend und attackierte sie. Sie war von böser Menschlichkeit! Ich wollte ihr Problem einem oberen Leiter melden, doch dann dachte ich: „Bin ich dann nicht schlichtweg eine Petze und falle ihr in den Rücken? Und wenn ich sie melde, wird der Leiter sie definitiv zum gemeinschaftlichen Austausch einladen. Wenn sie herausfindet, dass ich sie gemeldet habe, was wird sie dann von mir denken? Wird sie nicht behaupten, ich hätte sie hinter ihrem Rücken schlecht gemacht und besäße schlechte Menschlichkeit?“ Als mir das klar wurde, sah ich davon ab, sie zu melden, fühlte mich aber etwas unterdrückt, gequält und als würde ich von einer Tyrannin drangsaliert.

Nachdem sie später von weiteren Leuten gemeldet worden war, wurde Li Ming schließlich entlassen. Eine der Nachwirkungen davon war, dass ein oberer Leiter mich bloßstellte und sagte: „Oberflächlich scheinst du zwar mit allen gut auszukommen, doch du bist nicht wirklich loyal gegenüber Gott. Warum hat du Li Ming nicht bloßgestellt und aufgehalten, als du ihr Problem bemerkt hast? Wie konntest du eine so wichtige Angelegenheit nicht melden? Willst du die Arbeit der Kirche schützen oder nicht?“ Erst nachdem sich mein Leiter mit mir befasst hatte, machte ich die Augen auf und fing an, zu Gott zu beten und über mich selbst nachzudenken. Ich stieß auf einen Abschnitt von Gottes Worten, der besagt: „Es muss einen Maßstab dafür geben, ‚gute Menschlichkeit‘ zu haben. Dazu gehört nicht, den Weg der Mäßigung einzuschlagen, sich nicht an Prinzipien zu halten, sich zu bemühen, niemandem zu verletzen, sich überall anzubiedern, bei jedem, den man trifft, geschmeidig und aalglatt zu sein und dafür zu sorgen, dass alle gut über dich sprechen. Das ist nicht der Maßstab. Was ist der Maßstab dann? Er beinhaltet, in der Lage zu sein, sich Gott und der Wahrheit zu unterwerfen. Er beinhaltet, mit Prinzipien und Verantwortungsbewusstsein an seine Pflicht und alle möglichen Menschen, Ereignisse und Dinge heranzugehen. Dies ist für alle offensichtlich; jeder ist sich in seinem Herzen darüber im Klaren. Außerdem durchforscht Gott die Herzen der Menschen und kennt ihre Situation, kennt jeden einzelnen; ganz gleich, wer es auch ist, niemand kann Gott täuschen. Manche Leute brüsten sich immer damit, dass sie gute Menschlichkeit besitzen, dass sie nie schlecht über andere reden, nie den Interessen von irgendjemand anderem schaden, und sie behaupten, dass sie nie anderer Leute Besitz begehrt haben. Wenn es einen Interessenskonflikt gibt, ist es ihnen sogar lieber, Verlust zu erleiden, als andere zu übervorteilen, und alle anderen denken, sie wären gute Menschen. Doch wenn sie im Hause Gottes ihren Pflichten nachgehen, sind sie verschlagen und gerissen und schmieden stets Intrigen für sich selbst. Niemals denken sie an die Interessen des Hauses Gottes, niemals behandeln sie die Dinge dringlich, die Gott als dringlich behandelt oder denken so, wie Gott denkt, und niemals können sie ihre eigenen Interessen beiseitelassen, um ihre Pflichten zu erfüllen. Sie entsagen nie ihren eigenen Interessen. Selbst wenn sie sehen, wie Bösewichte Böses tun, entlarven sie sie nicht. Sie haben keinerlei Prinzipien. Was soll das für eine Menschlichkeit sein? Das ist keine gute Menschlichkeit. Beachte nicht, was solche Menschen sagen; du musst schauen, was sie ausleben, was sie offenbaren und welche Haltung sie einnehmen, wenn sie ihre Pflichten erfüllen, wie ihr innerer Zustand ist und was sie lieben. Wenn ihre Liebe zu ihrem eigenen Ruhm und Gewinn ihre Treue zu Gott übersteigt, wenn ihre Liebe zu ihrem eigenen Ruhm und Gewinn die Interessen des Hauses Gottes übersteigt, wenn ihre Liebe zu ihrem eigenen Ruhm und Gewinn die Rücksicht übersteigt, die sie für Gott zeigen, sind solche Menschen dann im Besitz von Menschlichkeit? Sie sind keine Menschen mit Menschlichkeit(Das Wort, Bd. 3, Die Diskurse des Christus der letzten Tage: Indem man Gott sein Herz gibt, kann man die Wahrheit erlangen). Durch Gottes Worte wurde mir klar, dass die Menschlichkeit von Leuten nicht anhand von äußerlichen Merkmalen beurteilt werden kann, wie z.B. ob sie ein mildes Temperament haben, ob sie über andere hinter deren Rücken reden oder ob sie mit anderen harmonisch auskommen können. Vielmehr geht es um ihre Einstellung zu Gott und zur Wahrheit, ob sie bei ihrer Pflicht verantwortungsbewusst sind und ob sie zu Gott stehen und gemäß der Wahrheit und den Grundsätzen handeln, wenn sie mit Problemen konfrontiert werden. Früher dachte ich, ich besäße eine ganz ordentliche Menschlichkeit. Nach außen hin war ich freundlich und hatte einen netten Charakter, doch als ich bemerkte, dass Li Ming mit ihrem Handy Brüder und Schwestern kontaktierte und somit die Sicherheit der Kirche gefährdete, machte ich mir Sorgen, dass es unsere Beziehung ruinieren würde, wenn ich sie direkt darauf anspräche, also beließ ich es bei einer taktvollen, subtilen Ermahnung. Als sie ihr Verhalten nicht zugab, habe ich sie weder bloßgestellt noch aufgehalten. Ich dachte bei mir: „Wenn etwas schief geht, kann sie nicht behaupten, ich hätte sie nicht ermahnt.“ Durch diese Vorgehensweise wurde mein Image nicht beeinträchtigt, und ich entledigte mich jeglicher Verantwortung, falls etwas schief gehen sollte. Ich dachte nur an meine eigenen Interessen, meinen Status und mein Image, ohne mich um die Arbeit der Kirche oder die Sicherheit der Brüder und Schwestern zu kümmern. Ich war so egoistisch und verräterisch! Als ich sah, wie Li Ming emotional wurde und die anderen wegen der Probleme mit ihrem Mann attackierte, hätte ich das sofort dem oberen Leiter melden sollen, doch ich fürchtete, sie würde denken, ich fiel ihr in den Rücken, also schwieg ich. Das hatte einen negativen Einfluss auf die Kirchenarbeit und schadete den Brüdern und Schwestern. Wo war meine Menschlichkeit? Als ich mein Handeln im Licht von Gottes Worten des Gerichts und der Bloßstellung betrachtete, fühlte ich mich sehr schuldig. Ich dachte immer, ich besäße gute Menschlichkeit, doch durch die Offenbarung von Gottes Worten und die Bloßstellung durch die Tatsachen hat sich meine Selbstwahrnehmung komplett geändert. Nach außen hin war ich freundlich, doch hinter dieser Freundlichkeit verbarg sich eine verachtenswerte Absicht. Mir ging es nur um meine persönlichen Interessen und nicht im Geringsten darum, die Kirchenarbeit zu schützen. Ich handelte mit falscher Freundlichkeit und versuchte, es allen recht zu machen. Ich war ein heuchlerisch frommer und verräterischer Mensch. Danach wagte ich es nicht mehr, mich als einen Menschen mit guter Menschlichkeit darzustellen.

Später stieß ich auf eine weitere Passage aus Gottes Worten: „Das Wesen des guten Verhaltens, wie z.B. zugänglich und liebenswürdig zu sein, kann mit einem Wort beschrieben werden: Vortäuschung. Solch gutes Verhalten entspringt weder den Worten Gottes, noch ist es das Ergebnis des Praktizierens der Wahrheit oder eines Handelns nach Grundsätzen. Wodurch wird es hervorgerufen? Es entspringt den Motiven der Menschen, ihren Machenschaften, sie verstellen sich, ziehen eine Schau ab und täuschen andere. Wenn Menschen sich an diese guten Verhaltensweisen klammern, ist das Ziel, die Dinge zu bekommen, die sie wollen; andernfalls würden sie sich niemals auf diese Weise quälen und gegen ihre eigenen Verlangen leben. Was bedeutet es, gegen ihre eigenen Verlangen zu leben? Es bedeutet, dass ihre wahre Natur nicht so brav, arglos, sanft, freundlich und tugendhaft ist, wie die Menschen glauben. Sie leben nicht nach Gewissen und Verstand, sondern um ein bestimmtes Ziel oder eine bestimmte Forderung zu erreichen. Was ist die wahre Natur des Menschen? Sie ist verworren und unwissend. Ohne die von Gott gegebenen Gesetze und Gebote hätten die Menschen keine Vorstellung davon, was Sünde ist. War die Menschheit früher nicht so? Erst als Gott die Gesetze und Gebote erließ, hatten die Menschen eine gewisse Vorstellung von der Sünde. Aber sie hatten immer noch keine Vorstellung von richtig und falsch oder von positiven und negativen Dingen. Wie konnten sie unter diesen Umständen die richtigen Grundsätze für ihr Reden und Handeln erkennen? Konnten sie wissen, welche Handlungsweisen, welche guten Verhaltensweisen in der normalen Menschlichkeit zu finden sein sollten? Konnten sie wissen, was wirklich gutes Verhalten hervorbringt, welche Art von Verhalten sie an den Tag legen sollten, um das Abbild eines Menschen auszuleben? Sie konnten es nicht. Aufgrund der satanischen Natur der Menschen, aufgrund ihrer Instinkte, konnten sie nur so tun, als ob sie anständig und würdevoll leben wollten – und so entstanden Täuschungen wie die, gebildet und vernünftig zu sein, sanftmütig und kultiviert zu sein, die Alten zu respektieren und sich um die Jungen zu kümmern, liebenswürdig und zugänglich zu sein; so entstanden diese Tricks und Techniken der Täuschung. Und sobald sie aufkamen, hielten die Menschen selektiv an einer oder mehreren dieser Täuschungen fest. Einige entschieden sich dafür, liebenswürdig und zugänglich zu sein, einige entschieden sich dafür, gebildet und vernünftig, sanftmütig und kultiviert zu sein, einige entschieden sich dafür, höflich zu sein, die Alten zu respektieren und sich um die Jungen zu kümmern, und einige entschieden sich für all diese Dinge. Und doch definiere ich Menschen mit solch guten Verhaltensweisen mit einem Begriff. Wie lautet dieser Begriff? ‚Glatte Steine‘. Was sind glatte Steine? Es sind diese glatten Steine in Flüssen, bei denen das vorbeifließende Wasser über lange Jahre alle scharfen Kanten abgeschliffen und poliert hat. Auch wenn sie nicht wehtun, wenn man auf sie tritt, kann man auf ihnen ausrutschen, wenn man nicht aufpasst. In Aussehen und Form sind diese Steine sehr schön, aber wenn man sie einmal mit nach Hause genommen hat, sind sie ziemlich nutzlos. Man kann es nicht ertragen, sie wegzuwerfen, aber es hat auch keinen Sinn, sie aufzubewahren – das bedeutet es, ein ‚glatter Stein‘ zu sein. Für Mich sind Menschen mit diesen scheinbar guten Verhaltensweisen lauwarm. Sie geben nach außen hin vor, gut zu sein, aber sie akzeptieren die Wahrheit überhaupt nicht, sie sagen wohlklingende Dinge, aber tun nichts Echtes. Sie sind nichts als glatte Steine. Wenn du mit ihnen Gemeinschaft über die Wahrheit und die Grundsätze hältst, werden sie zu dir über Sanftmut, Kultiviertheit und Höflichkeit sprechen. Wenn du mit ihnen über das Erkennen von Antichristen sprichst, werden sie mit dir darüber reden, dass sie die Alten respektieren und sich um die Jungen kümmern, dass sie gebildet und vernünftig sind. Wenn du ihnen sagst, dass es Grundsätze für das eigene Verhalten geben muss, dass man die Grundsätze in seiner Pflicht suchen muss und nicht willkürlich handeln darf, wie werden sie sich dann verhalten? Sie werden sagen: ‚Nach den Grundsätzen der Wahrheit zu handeln ist eine ganz andere Sache. Ich möchte nur gebildet und vernünftig sein und dass andere mein Handeln gutheißen. Solange ich die Alten respektiere und mich um die Jungen kümmere und die Zustimmung der anderen habe, ist das genug.‘ Sie interessieren sich nur für gutes Benehmen, sie konzentrieren sich nicht auf die Wahrheit(Das Wort, Bd. 6, Das Streben nach der Wahrheit: Was es bedeutet, nach der Wahrheit zu streben (3)). Durch Gottes Worte erkannte ich, dass Freundlichkeit und Umgänglichkeit – Verhaltensweisen, die in der traditionellen Kultur als gut angesehen werden – im Grunde nur Täuschung sind. Leute, die sich so verhalten, bauen nur eine falsche Fassade auf, um die Bewunderung anderer zu erlangen und sie dazu zu verleiten, sie zu respektieren und zu loben. Es ist alles nur Verschwörung und Verrat, und wer sich so verhält, ist ein Betrüger. Auch wurde mir klar, dass der Grund, warum ich so egoistisch und verräterisch war, obwohl ich all diese Jahre versucht hatte, ein guter Mensch zu sein, darin lag, dass hinter all dem bösen Absichten standen. Ich wollte einen guten Eindruck bei Leuten machen, damit sie mich respektieren und loben würden. Von klein auf war ich von traditioneller Kultur konditioniert und erzogen worden, gutes Benehmen zu schätzen. Ich dachte, gutes Benehmen würde mir das Lob der Leute um mich herum einbringen. Nachdem ich in den Glauben eingetreten war, versuchte ich weiterhin, ein sympathischer und nahbarer Mensch zu sein und ein gutes Ansehen und Status unter meinen Brüdern und Schwestern zu bewahren, besonders als ich mit Li Ming zusammenarbeitete. Mir fiel mehrere Male auf, dass sie ihr Handy benutzte, womit sie gegen die Grundsätze verstieß, Brüder und Schwestern gefährdete und die Interessen der Kirche ignorierte, also hätte ich sie bloßstellen und aufhalten sollen. Doch ich befürchtete, sie würde eine schlechte Meinung von mir haben, und so drückte ich ein Auge zu. Ich sah deutlich, dass Li Ming ihren Mann schützte und sogar die Brüder und Schwestern unterdrückte und dass es sich hier nicht nur um einen einfachen Fall von Verdorbenheit handelte. Ihre Menschlichkeit war böse, sie war keine geeignete Leiterin und hätte sofort gemeldet werden müssen. Doch wieder schwieg ich, um meinen Status und mein Image zu schützen. Um mein Image zu schützen, vergalt ich Gutes mit Schlechtem. Ich habe mich nicht im Geringsten für die Interessen der Kirche eingesetzt. Mir wurde zutiefst bewusst, dass mein Wunsch, sympathisch und umgänglich zu sein, mir nicht nur nicht half, meine verdorbene Disposition zu ändern, sondern mich tatsächlich noch betrügerischer machte. Anstatt die Wahrheit zu praktizieren, bemühte ich mich um gutes Benehmen und baute eine falsches Fassade auf, um meine verachtenswerten Absichten zu verbergen und jedermann glauben zu lassen, ich besäße die Wirklichkeit der Wahrheit und sei liebevoll und freundlich, um sie dazu zu verleiten, mir zu vertrauen, mich zu respektieren und mich zu loben. Ich beschritt den Pfad der heuchlerisch frommen Pharisäer und widersetzte mich Gott. Wenn ich so weitermachte, würde Gott mich verdammen und verstoßen.

Danach las ich zwei weitere Passagen aus Gottes Worten. „Und was ist die Folge, wenn Menschen immer an ihre eigenen Interessen denken, wenn sie immer versuchen, ihren eigenen Stolz und ihre Eitelkeit zu schützen, wenn sie eine verdorbene Gesinnung an den Tag legen, aber nicht die Wahrheit suchen, um sie zu korrigieren? Die Folge ist, dass sie keinen Eintritt ins Leben haben, dass es ihnen an echten Erfahrungen und Zeugnis fehlt. Und das ist gefährlich, nicht wahr? Wenn du nie die Wahrheit praktizierst, wenn dir jegliche Erfahrung und jegliches Zeugnis fehlt, dann wirst du zu gegebener Zeit bloßgestellt und verstoßen werden. Von welchem Nutzen sind Menschen ohne Erfahrungen und Zeugnis im Haus Gottes? Sie verrichten jede Arbeit zwangsläufig schlecht; sie können nichts richtig machen. Sind sie nicht einfach Abfall? Wenn Menschen nach Jahren des Glaubens an Gott nie die Wahrheit praktizieren, dann gehören sie zu den Nichtgläubigen, dann sind sie böse. Wenn du nie die Wahrheit praktizierst, wenn deine Verfehlungen immer zahlreicher werden, dann steht dein Ende fest. Es ist eindeutig zu erkennen, dass all deine Verfehlungen, der falsche Weg, den du gehst, und deine Weigerung, Buße zu tun, sich zu einer Vielzahl von bösen Taten vereinen; und somit ist dein Ende, dass du zur Hölle fahren wirst, du wirst bestraft werden. Haltet ihr das für eine triviale Angelegenheit? Wenn du nicht bestraft worden bist, wirst du keinen Sinn dafür haben, wie schrecklich dies ist. Wenn der Tag kommt, an dem du wirklich vor Katastrophen stehst und dem Tod ins Auge blickst, wird es für Reue zu spät sein. Wenn du in deinem Glauben an Gott die Wahrheit nicht akzeptierst, wenn du jahrelang an Gott geglaubt hast, aber keine Veränderung in dir stattgefunden hat, dann wird die letzte Konsequenz darin bestehen, dass du verstoßen wirst – du wirst verlassen sein(Das Wort, Bd. 3, Die Diskurse des Christus der letzten Tage: Teil 3). „Nur wenn Menschen gemäß Gottes Worten handeln und sich entsprechend verhalten, haben sie eine wahre Grundlage. Wenn sie sich nicht gemäß Gottes Worten verhalten und sich nur darauf fokussieren, vorzugeben, sich gut zu benehmen, können sie dann dadurch gute Menschen werden? Keinesfalls. Gute Glaubenslehren und gutes Verhalten können verdorbene Gesinnungen des Menschen nicht ändern, und sie können sein Wesen nicht ändern. Nur die Wahrheit und Gottes Worte können verdorbene Gesinnungen der Menschen, ihre Gedanken und Meinungen verändern und zu ihrem Leben werden. … Was sollte die Grundlage für das Reden und Handeln der Menschen sein? Gottes Worte. Was sind also die Anforderungen und Maßstäbe, die Gott an das Reden und Handeln der Menschen stellt? (Dass sie für die Menschen konstruktiv sind.) Das ist richtig. Am wichtigsten ist, dass du die Wahrheit sagen, ehrlich sprechen und anderen nützen musst. Zumindest muss dein Reden die Menschen erbauen und darf andere nicht austricksen, täuschen, sich über sie lustig machen, sie ins Lächerliche ziehen, verhöhnen, verspotten, einengen, ihre Schwächen aufdecken oder sie verletzen. Dies ist ein Ausdruck von normaler Menschlichkeit. Es ist die Tugend der Menschlichkeit. … In einigen besonderen Fällen wird es auch notwendig, die Fehler anderer Menschen direkt aufzudecken und sich mit ihnen zu befassen und sie zurechtzustutzen, damit sie Erkenntnis über die Wahrheit erlangen und den Wunsch, Buße tun zu wollen. Erst dann wird die nötige Wirkung erzielt. Diese Art des Praktizierens ist für die Menschen von größtem Nutzen. Es ist für sie eine echte Hilfe, und es ist für sie konstruktiv, nicht wahr?(Das Wort, Bd. 6, Das Streben nach der Wahrheit: Was es bedeutet, nach der Wahrheit zu streben (3)). Gottes Worte schreckten mich auf. Wer sich in einer Situation nach der anderen für die eigenen Interessen einsetzt und nie die Wahrheit praktiziert, wird mehr und mehr Verfehlungen anhäufen und schließlich von Gott vollständig entlarvt und verstoßen werden. Selbst als ich bemerkte, dass die Sicherheit meiner Brüder und Schwestern gefährdet und die Arbeit der Kirche beeinträchtigt wurde, hielt ich mich nicht an die Grundsätze und setzte mich nicht für die Arbeit der Kirche ein. Stattdessen strebte ich immer danach, ein sogenannter guter Mensch zu sein. Selbst wenn ich mir den Respekt und das Lob anderer verdiente, war ich in Gottes Augen eine Frevlerin, und letztendlich würde Er mich verabscheuen und bestrafen. Als mir diese Konsequenzen klar wurden, war ich entsetzt und bereit, mein fehlgeleitetes Streben zu korrigieren. Gottes Worte zeigten mir den richtigen Weg der Praxis. Nur wenn wir in Wort und Tat in Übereinstimmung mit Gottes Worten handeln, können wir für andere nützlich und erbaulich sein. Es ist egal, wie wir reden, ob mit lauter oder leiser Stimme, oder ob unsere Worte taktvoll sind. Das Wichtigste ist, so zu reden, dass es für die Brüder und Schwestern erbaulich ist. Solange es die richtigen Leute sind, Menschen, die die Wahrheit akzeptieren können, sollten wir ihnen mit Liebe helfen. Wenn sie die Wahrheit nicht verstehen und der Arbeit schaden, können wir mit ihnen Gemeinschaft halten und ihnen Rat und Unterstützung anbieten. Sollte es nach dem gemeinschaftlichen Austausch noch immer keine wirkliche Verbesserung geben, können wir uns mit ihnen befassen und sie zurechtstutzen und das Wesen ihres Problems bloßstellen. Auch wenn es hart klingt oder scheinbar die Gefühle der Leute ignoriert, auf diese Weise zu handeln kann ihnen wirklich helfen und sie unterstützen. Wenn es sich um Antichristen oder Frevler handelt, die die Arbeit der Gemeinde stören, sollten wir Stellung beziehen, um sie bloßzustellen und aufzuhalten, oder sie unseren Vorgesetzten melden, um die Arbeit der Kirche zu schützen und die Brüder und Schwestern davor zu bewahren, gestört und getäuscht zu werden. Nur auf diese Weise praktizieren wir wirklich die Wahrheit und zeigen wahre Menschlichkeit und Freundlichkeit. Außerdem berichtigte ich eine falsche Ansicht, die ich vertrat. Ich dachte, wenn ich jemanden für einen Verstoß gegen die Grundsätze meldete, würde ich petzen, diese Person verraten und wäre illoyal. Diese Ansicht war falsch. Tatsächlich schützt man auf diese Weise die Kirchenarbeit und vollbringt eine gute Tat. Als ich sah, dass Li Ming ein ernsthaftes Problem hatte, das die Brüder und Schwestern einschränkte und ihnen schadete, war das in Wirklichkeit eine Frage der Grundsätze, die die Arbeit der Gemeinde betraf, und ich hätte es umgehend gegenüber der oberen Leitung erwähnen oder sie sogar melden sollen. Das wäre kein Verrat an ihr gewesen; ich hätte damit die Kirchenarbeit geschützt. Nachdem ich das erkannte hatte, lösten sich viele meiner Bedenken in Luft auf und ich fühlte mich viel wohler.

Etwas später meldete jemand einen Bruder, der ständig trödelte und jegliche Widrigkeiten scheute, und nachdem andere darauf hingewiesen und sich mehrfach mit ihm befasst hatten, weigerte er sich immer noch, es zu akzeptieren. Anhand der Grundsätze entschieden wir, dass er entlassen werden musste und dass wir seine Probleme klar und deutlich analysieren sollten, damit er über sich selbst nachdenken konnte. Damals dachte ich: „Es kann die Leute kränken, wenn man ihre Probleme für sie analysiert. Vielleicht lasse ich lieber meine Kollegin mit ihm Gemeinschaft halten und halte mich da raus. Sonst bekommt er vielleicht ein schlechtes Bild von mir.“ Doch dann begriff ich mit einem Mal, dass ich wieder versuchte, meinen Status und mein Image zu schützen. Ich erinnerte mich an Gottes Worte, die da lauten: „Für alle, die eine Pflicht erfüllen, unabhängig davon, wie tiefgründig oder oberflächlich ihr Verständnis von der Wahrheit ist, besteht die einfachste Art, um den Eintritt in die Wirklichkeit der Wahrheit zu praktizieren, darin, bei allem an die Interessen von Gottes Haus zu denken und die eigenen selbstsüchtigen Wünsche, persönlichen Absichten und Motive sowie Stolz und Status loszulassen. Stelle die Interessen von Gottes Haus an erste Stelle – das ist das Mindeste, was man tun sollte(Das Wort, Bd. 3, Die Diskurse des Christus der letzten Tage: Freiheit und Befreiung können nur gewonnen werden, indem man seine verdorbene Gesinnung ablegt). Gottes Worte zeigten mir einen Weg der Praxis. Wenn wir uns Problemen gegenübersehen, müssen wir unsere Wünsche und unseren Ruf zurückstellen, die Interessen der Kirche an erste Stelle stellen und Gottes Willen beachten. Das ist der einzige geradlinige Weg zu handeln und wird Gottes Anerkennung erhalten. Nachdem ich Gottes Forderungen verstanden hatte, fühlte ich mich motiviert, also analysierte ich anhand von Gottes Worten das Verhalten des Bruders im Detail. Nachdem ich so praktiziert hatte, fühlte ich mich sehr wohl. Mir wurde klar, dass wir nur durch das Praktizieren der Wahrheit wirklichen Frieden und Glück erlangen können.

Nach dieser Erfahrung war ich von Dankbarkeit für Gott erfüllt. Es waren Gottes Worte, die mir halfen zu verstehen, wie absurd der Fokus traditioneller Kultur auf freundliches und umgängliches Verhalten ist und welchen Schaden es den Menschen zufügt. Es erlaubte mir auch, die Befreiung und Erleichterung zu erfahren, die es mit sich bringt, wenn man sich von den Fesseln der traditionellen Kultur losreißt. Dank sei Gott für Seine Rettung!

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